Fotos

22. September 2018 0 Von jule

… finden wir heutzutage überall. Ich persönlich finde, dadurch verlieren einzelne Fotos an Bedeutung. Früher hat man wirklich etwas mit einem Foto verbunden, heute zücken wir unser Handy, machen zehn Fotos und das war’s. Vielleicht gucken wir sie uns später nochmal an. Aber es sind einfach zu viele, um sie sich regelmäßig alle anzugucken.

Häufig sehen wir auch die Welt hinter der Kamera gar nicht mehr, weil wir nur Fotos machen, zum Beispiel im Urlaub. Ich finde das total bescheuert, weil ich mir Fotos auch zu Hause im Internet angucken kann, dafür brauche ich nicht wegzufahren. Und wenn ich zehn Mal das gleiche Foto habe, ist die Wahrscheinlichkeit viel geringer, dass ich mir die Fotos nochmal angucke und mich an den Moment erinnere.

Meine Großeltern meinten irgendwann, sie würden jetzt keine Fotos mehr in ihren Urlauben machen. Ich war erst mal total geschockt und konnte überhaupt nicht verstehen, warum. Aber ich hab’s verstanden: sie sagen, die Fotos interessieren bald sowieso niemanden mehr und wenn sie tot sind, wird der ganze Kram sowieso nur weggeschmissen. Das hört sich brutal an, wenn man aber mal drüber nachdenkt, ist es eben so. Die Fotos von den Landschaften sind wirklich uninteressant, höchstens die mit Personen drauf finde ich interessant, um eine Erinnerung an die Menschen zu haben. Aber es ist eben wirklich so: Du stirbst und im Endeffekt interessiert dein ganzer Kram keinen, da kann man auch minimalistisch leben und das, was man sowieso nicht braucht, gar nicht erst anschaffen oder behalten.

Eine andere Sache mit den heutigen Fotos ist die Bearbeitung. Wenn man nur fünf Minuten investiert, erzielt man schon ein ganz anderes Ergebnis. Einerseits kann man natürlich die Belichtung, Kontrast oder die Farben ändern. Das finde ich persönlich noch nicht so schlimm, Bilder können dadurch auch besser aussehen. Was ich dagegen aber gar nicht leiden kann, ist, wenn Menschen ihren Körper bearbeiten. Dadurch entsteht ein unreales Bild davon, wie man sein „sollte“, im Endeffekt ist aber quasi keiner so, alle stellen sich nur so dar.

Ich habe letztens einen schönen Spruch gesehen (und kann ihn leider nicht mehr finden…) aber er ging in etwa, wenn man Menschen in Farbe fotografiert, fotografiert man ihre Kleidung, ihr Aussehen. Wenn man sie dagegen in schwarz-weiß fotografiert, fotografiert man ihren Charakter. Und das stimmt wirklich. Die Stimmung eines Bildes kommt viel mehr rüber, wenn man nicht auf irgendwelche Farben achten muss.

Links schaue (zumindest) ich, auf die Klamotten, auf den Hintergrund und auf die Art wie ich stehe. Rechts dagegen schaue ich direkt in mein Gesicht und nehme mein Lachen wahr, sehe, wie glücklich ich zu dem Zeitpunkt war.

Hier wieder genau so: links gucke ich zuerst auf die Sonne, in den Hintergrund, frage mich vielleicht, was ich da mit meinen Händen veranstalte. Das rechte Bild dagegen wirkt authentischer, ich kann mich besser in die Situation reinversetzen.

Und die Tatsache, dass man in einem Bild erkennen kann, dass ich glücklich bin, finde ich tausend Mal schöner, als gut auszusehen. Schönheit kommt nämlich durch die Ausstrahlung und wenn die gesund und fröhlich ist, habe ich mindestens schon die halbe Miete 😉