Lebensplanung
… ist etwas, das von uns im Moment ständig erwartet wird. Ich bin jetzt in der Q2, mache also 2019 mein Abitur. Und so unglaublich viele Leute fragen, was man danach machen will. Ich habe absolut keine Ahnung.
Dass ich ein Jahr nicht zur Schule/ Uni gehen möchte, steht für mich schon lange fest. Das Problem dabei ist nur, dass es so unglaublich viele Möglichkeiten gibt, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll zu suchen. Genau so ist es mit dem Beruf. Klar hat man heute mehr Möglichkeiten als früher, aber eben genau das ist für uns extrem belastend. Es gibt so viel, aber nichts scheint irgendwie das Richtige zu sein, weil man andauernd etwas Neues findet, was auch noch interessant sein könnte. Und hat das letzte wirklich zu 100 Prozent gepasst?
Will ich das auch wirklich für die nächsten 50 Jahre meines Lebens machen? Das sind Fragen, die wir nicht beantworten können, die im Prinzip keiner beantworten kann. Jeder einzelne Mensch entwickelt sich immer weiter, sein ganzes Leben lang. Vor allem wir, die bis jetzt eigentlich nur zur Schule gegangen sind, wissen noch überhaupt nicht, was wir wollen. Und das kann einen ziemlich runterziehen, weil es oft scheint, als ob andere schon ein perfektes Konzept haben würden. Aber das ist Quatsch. Ich kenne keine einzige Person, die sich sicher ist, was sie machen möchte. Und das ist absolut total normal.
Wenn ich mir die Generationen über uns angucke, ist der Stress, den wir uns durch unsere vermeintliche Planung machen, totaler Unsinn. So viele Leute arbeiten nicht in dem Aufgabenfeld, das sie eigentlich studiert haben. Und es gibt auch viele, die Umbildungen machen und einfach das machen, worauf sie Lust haben.
Wir können unser Leben auch gar nicht planen, es wird so viel passieren, was wir nicht mit einberechnet haben, Schicksalsschläge, die Liebe, Menschen, die einen verlassen, mit denen man sich auseinander lebt oder neue Leute, die das Leben komplett auf den Kopf stellen, neue Perspektiven eröffnen. All diese Sachen werden uns formen. Und wenn wir jetzt schon einen kompletten Plan aufstellen würden, würde sowieso sehr viel schief gehen. Warum also nicht einfach nur überlegen, was einem Spaß macht und womit man sich jetzt erst mal weiter beschäftigen möchte?
Was ich nicht ausdrücken möchte, ist, sich gar keine Gedanken zu machen. Das sollte man schon, vor allem im Hinblick auf Bewerbungsfristen oder ähnliches. Aber für das restliche Leben gibt es keine Fristen, alles kommt, wie es kommen soll.
Ich denke immer, wenn ich etwas wirklich will, finde ich einen Weg, es zu erreichen. Auch, wenn er über zehn Ecken geht, es wird mein Weg sein, der mich zu dem macht, was ich bin, den ich zu meinem eigenen Ziel so gehen kann, wie ich Lust und Laune habe.
Wenn dabei Menschen an meiner Seite sind, die mich unterstützen, freut mich das. Wenn nicht, dann nicht. Denn es wird mein Weg sein, zu meinem persönlichen Glück und nicht zum Glück anderer Menschen. Es wird zu meinem Weg gehören, andere Menschen bei ihrem Weg zu unterstützen, Menschen die ich gerne habe, mit denen es Spaß macht, mich weiterzuentwickeln. Es wird mit Sicherheit Menschen geben, deren Weg ich nur kreuzen werde, andere, mit denen ich ein Stück gemeinsam laufen werde, wieder welche, mit denen sich die Wege mehrmals kreuzen werde und auch welche, mit denen ich bis ans Ziel gemeinsam laufen werde. Das sind alles individuelle Wege, jeder muss seinen eigenen finden. Wenn man plant, wird man ihn schon sehr vorstrukturiert haben, was auch nichts Schlimmes ist. Man wird’s dann aber, denke ich, mit Umwegen und Umstrukturierungen schwerer haben, also warum sollte ich etwas planen, was ich sowieso ändern werde?