12. Oktober 2019 – Paris

4. November 2019 0 Von jule

Routine ist nicht mein Ding. Struktur gibt mir halt, aber wenn die Routine sich langsam einschleicht, werde ich verrückt. Ich merke, wie ich ausbrechen muss, etwas ändern möchte. Haare abschneiden, färben, Zimmer umstellen, wegfahren. Mein Leben umkrempeln. Also fahre ich nach Metz, gehe in den Bahnhof und kaufe Tickets für nächste Woche Samstag nach Paris. Ich, einfach alleine, ohne jegliche Menschen, die mich kennen, die ich kenne. Und genau das erscheint mir in dem Moment als das einzig Richtige.

Eine Woche später dann nicht mehr: das Rücklicht vom Auto ist kaputt, bei meinem Handy funktioniert der Touch nicht mehr, weil ich es habe fallen lassen. Zu allem Überfluss kommen sämtliche andere Gedanken noch hoch, ich möchte nicht fallen und falle umso tiefer. Aber je tiefer ich falle, desto besser lerne ich, wieder aufzustehen und mein Ding durchzuziehen. Also geht’s für mich doch nach Paris.

Am morgen stehe ich extra früher auf, schmiere mir Brote, packe Proviant ein. Meinen vorher aufgestellten Zeitplan schmeiße ich über den Haufen, weil ich mich mal wieder überschätzt habe. Aber ich komme pünktlich, löse jedes Problem, das auf dem Weg auftritt und sitze letztendlich im Zug.

Die Hälfte der Strecke schlafe ich, es ist noch nicht meine Uhrzeit und zu früh aufgestanden bin ich auch noch. Aber trotzdem spüre ich langsam ein Gefühl von Glück. Ich, alleine in Paris, ein kleiner Traum wird wahr. Die Menschen um mich herum fangen an, ihre Sachen zusammenzupacken, ich male mir kleine Geschichten aus, wie wohl die Verhältnisse untereinander sind. Viele werden unruhig, aber ich sitze da, beobachte, habe meine innere Ruhe wiedergefunden. Und genau so gehe ich den gesamten Tag durch die Stadt. Ich schaue, wer was tut. Ich schaue, wo welche Blumen angepflanzt sind. Ich schaue, wo ich Schönheit finden kann. Ich schaue, wo ich Glück finden kann.

Am Ende des Tages bin ich platt, schlafe im Zug direkt ein. Aber ich habe mein Glück gefunden.